Kandelhexen - Hexe, Hexe, Stelze...

Geschichte der Kandelhexen

1969-1972
Die ersten Ideen für eine neue Narrenfigur

 

Wie in alten Ratsprotokollen der Narrenzunft zu lesen ist, kam schon Mitte der sechziger Jahre die vage Idee für eine weitere Narrenfigur in Form einer Hexe auf. Der Grund für diese Überlegungen war hauptsächlich der Umstand, dass die Mannsbilder im Gegensatz zu den Frauen und Kindern nur noch selten ins Bajasshäs schlüpften. In der Ratssitzung am 24. März 1969 wurde die Kandelhexe zum ersten Mal als neue Narrenfigur vorgeschlagen. Es blieb jedoch zunächst bei diesem Vorschlag, denn nicht alle innerhalb der Krakeeliafamilie konnten sich für eine Hexe als neue Narrenfigur begeistern. Insbesondere Ehrenvogt Hermann Rambach sprach sich gegen die Einführung der Hexe aus, sah er doch eher im "Wilden Mann" eine neue Figur für die Waldkircher Fasnet.

Als Walter Glaser dann am Zunftabend 1972 zum ersten Mal als Ansager in der Figur der Kandelhexe mit dem von seiner Frau Otti kreierten Spruch "Hexe, Hexe, stelze ...kum rab vum Kandelfelse" das Publikum begeisterte, war sich der Narrenrat einig und man begann Ende 1972 die ersten Entwürfe anfertigen zu lassen

1974 - 

Skizzen und Entwürfe für die Kandelhexe

 

Kein Geringerer als der Waldkircher Künstler Hans Hoch nahm sich der Sache an. Er zeichnete mit großem Eifer Skizzen und Entwürfe für die Kandelhexe. Diese dienten der Hutmacherin Sigrid Bickel als Vorlage für den in der schwäbisch alemannischen Fasnet einzigartigen Kopfputz. Nach dem Vorbild eines Tonmodells, das ebenfalls aus der Hand von Hans Hoch stammte, schnitzte der Elzacher Holzbildhauermeister Konrad Wernet die allererste Hexenmaske aus Lindenholz. Die treibenden Kräfte innerhalb der Zunft waren Vogt Walter Waibel und vor allem seine Frau Maria, die sich beide vehement für die Einführung einsetzten und an der Ausgestaltung dieser Figur maßgeblich beteiligt waren. Aber auch der Narrenrat Jost Tritscheller, der den Unterbau für den ersten Kopfputz entwickelte, muss an dieser Stelle erwähnt werden.

 

Am 11. 11. 1974 war es dann endlich soweit. Die Kandelhexe wurde den Mitgliedern der Narrenzunft an der jährlichen Generalversammlung im Gasthaus "Zum Hirschen" unter großem Beifall als neue Narrenfigur vorgestellt.

1975 - Der erste Hexensabbat

 

Am "Fasnetsamschdigobend", genauer am 8. Februar 1975, präsentierten sich die Kandelhexen erstmals der Öffentlichkeit. Vor zahlreichem Publikum und bei großem Gedränge wurden die ersten elf Hexen und der Teufel vom "Hexenfang", bestehend aus Narrenrat, Bajassen und Büttel auf einem Wagen hinunter von der Hohlgasse auf den Marktplatz gebracht. Das Zeremoniell für diesen ersten Sabbat hatte damals Ehrenvogt Hermann Rambach geschrieben, der somit der neuen Narrenfigur seinen Segen gab. Mit Berthold Baumer war auch damals schon der Teufel "mit am Werk". Dieser trat anfangs noch geschminkt, in späteren Jahren aber mit einer Halbmaske auf, da er in dieser Zeit seinen Text noch live sprechen musste. Die Hexen trieben ihr Unwesen solange, bis die Glocken von St. Margarethen das schaurig schöne Spektakel mit Feuer, Tanz und Hexensprung beendeten und die Kandelhexen bis zum nächsten Sabbat wieder hinauf zum Kandelfelsen verbannten. Dieser erste Auftritt sorgte für große Begeisterung unter den Zuschauern. Die Presse schrieb: "Hexentrunk, Tanz und Sprung um das flackernde Feuer brachten den Höhepunkt eines sehenswerten Schauspiels, das nun alle Jahre geboten werden soll. Das närrische Volk darf sicher sein, dass die auch in gestalterischer Hinsicht äußerst prächtige Hexe ihren Stammplatz in der Waldkircher Fasnet erobern wird."

 

Gründungshexen

Nr. 1 Frank Waibel

Nr. 2 Albert Bayer (aktiv)

Nr. 3 Michael Behringer

Nr. 4 Richard Czukewitz

Nr. 5 Bernd Herr (aktiv)

Nr. 6 Richard Kienzle

Nr. 7 Hugo Maffli

Nr. 8 Rudolf Maier

Nr. 9 Hermann Ries

Nr. 10 Dieter Weber

Nr. 11 Walter Waibel

 

Teufel: Berthold Baumer

1976 - Aufnahme der Figur in die VSAN

 

Am 17. Januar 1976 wurde die Kandelhexe nach Vorführung vor dem Präsidium der Vereinigung Schwäbisch Alemannischer Narrenzünfte dann offiziell als Maskengestalt genehmigt und somit als Gruppe innerhalb der Narrenzunft Krakeelia in die Vereinigung Schwäbisch Alemannischer Narrenzünfte aufgenommen.

Wie in dem Schreiben vom Dezember 1976 von Kulturreferent Wilhelm Kutter an seinen "Narrenfreund Walter Waibel" zu lesen ist, wurde allerdings die bereits im Januar desselben Jahres erteilte Genehmigung erst verspätet der Narrenzunft mitgeteilt.

Schon im Jahr 1976 fertigte Hans Hoch bereits die ersten Entwürfe für den Teufel, so wie wir ihn heute kennen, an. Diese Entwürfe für das neue Teufelshäs wurden aber erst viel später umgesetzt, denn die Problematik, dass der Teufel den Text live sprechen musste, bestand nach wie vor. Somit war das Tragen einer Holzmaske leider nicht möglich.

1977 -

Uraufführung Hexenwalzer und Hexenmarsch

 

1977 komponierte "Schlurbi" Werner Rigling den Schunkelwalzer "Waldkircher Hex", der noch im gleichen Jahr am Zunftabend uraufgeführt wurde. Ein Jahr danach und ebenfalls am Zunftabend, am 28.Januar 1978, feierte der von Hubert Rambach komponierte und von der Stadtmusik musikalisch umgesetzte "Hexenmarsch" seine Premiere. Diese beiden auch weit über die Grenzen der Kandelstadt hinaus bekannten Musikstücke sorgen auch heute noch an der Fasnet im Städtle für gute Stimmung und Frohsinn unter der närrischen Bevölkerung.

1978 - Erster Hexenflug über den Marktplatz

 

Albert Bayer, eines der Gründungsmitglieder und heute noch aktive Hexe, hatte eine äußerst waghalsige Idee. Er wollte auf einem Besen, welcher an einem gespannten Drahtseil hing, von der Volksbank aus quer über den Markplatz fliegen. Er selbst war es dann auch, der die Konstruktion dafür entwarf, baute und sich schlussendlich im Jahre 1977 beim Hexensabbat auf den Besen schwang und den Jungfernflug über den Marktplatz absolvierte. Insgesamt 34 Jahre (!) flog Albert Bayer über den Marktplatz bis er sein Amt als "Flughexe" niederlegte und an eine jüngere Hexe weitergab!

1981 - Der Teufel feiert seine zweite Premiere

 

Im Jahre 1981 wurde der Text des Teufels für den Hexensabbat mit der besonders sonoren Stimme von Berthold Baumer endlich auf Band gesprochen. Der Weg war somit frei für das neue Teufelshäs, wie es von Hans Hoch schon 1976 entworfen worden war. Wieder war es der Holzbildhauermeister Konrad Wernet, der die Entwürfe für die Maske in Holz umsetzte. Aus verschiedenen Tierfellen und Tierpfoten wurde der Kopfputz für den Teufel hergestellt, der so bis heute seine Hexen beim Sabbat vom Kandelfelsen herab beschwört.

1986 - Erster Hexentanz am Narrentag

 

Eine weitere Institution der Waldkircher Fasnet aus heutiger Sicht präsentierten die Kandelhexen dann im Rahmen des großen Narrentages zur Brunnenweihe 1986. Im Festzelt feierte der Hexentanz vor großem Publikum sein Debüt und sorgte schon damals für große Begeisterung bei der närrischen Bevölkerung. Einstudiert wurde und wird er bis heute unter der Leitung von Tanzlehrerin Ute-Anna Hack.

 

Immer wieder wurde der Hexentanz musikalisch und tänzerisch verändert. Die aktuelle Musik wurde gar eigens für die Waldkircher Kandelhexen komponiert und so stellt der Hexentanz Jahr für Jahr ein Highlight innerhalb der Waldkircher Saalfasnet dar. Während des Hexensabbats, dessen Choreographie ebenso die Handschrift von Ute-Anna Hack trägt, fällt dem Hexentanz eine zentrale Rolle zu. Mittlerweile wird dieser sogar von zwei Tanzgruppen den zahlreichen Zuschauern während des Hexensabbats präsentiert.

2015 - 40 Jahre Kandelhexen

 

Im Rahmen des großen Jubiläums "150 Jahre Narrenzunft Krakeelia Waldkirch e.V." feiert auch eine der Figuren der Krakeelia ein kleines Jubiläum. Die Kandelhexe als Laufnarr wird 40 Jahre alt!

 

Grund genug, dieser schaurig schönen Figur der Waldkircher Fasnet nicht nur zum Geburtstag zu gratulieren, sondern auch ihr in den Räumen der Sparkasse Waldkirch eine kleine Ausstellung zu widmen.

 

2022 - Hexensabbat auf 1024 m Höhe

 

Bedingt durch die pandemische Lage konnte einmalig der Hexensabbat auf dem Hausberg der Kandelhexen durchgeführt werden. Es war ein schaurig schönes aber auch saukaltes Spektakel.

"Hexe, Hexe, stelze … rab vum Kandelfelse!